Steckbrief

 Léia
Jazz, Metal & IT

 

Seit wann bist du Teil des Piano Sigrist Teams? 

Ich bin seit Januar 2023 dabei, zunächst als Praktikantin und nun als Klavierbauerin im ersten Lehrjahr. Im Sommer 2027 werde ich meinen Abschluss machen.

Wie bist du darauf gekommen, Klavierbauerin zu werden?

Ich habe zunächst angefangen Informatik an der ETH Zürich zu studieren, habe dann aber schnell gemerkt, dass ich lieber etwas Praktisches machen will. Genau in der Zeit, als ich mich intensiv über handwerkliche Berufe informiert habe, hat mein Vater mehrfach erwähnt, dass er “den Klavierstimmer” mal wieder anrufen müsste, um unser Klavier zu Hause zu stimmen.

Und ich dachte mir, dass “Klavierstimmer” ja vielleicht ein interessanter Beruf wäre. Daraufhin bin ich in meinen Recherchen auf den Beruf Klavierbauer gekommen. Auf einer Seite, wo Lehrlingsstellen veröffentlicht werden, bin ich auf die Ausschreibung von Piano Sigrist gestossen, in der sie einen Schnuppertag angeboten haben. Dafür habe ich mich sofort angemeldet und innerhalb weniger Wochen war der Vertrag unterschrieben. Der Beruf, das Team – alles hat einfach gepasst.

Und schätzt du es nun jeden Tag praktisch zu arbeiten?

Ja, total. Ich mag es schon noch vor dem PC zu sitzen, aber das reicht mir als Hobby. Ich habe direkt nach dem Gymnasium schon einmal etwas Praktisches ausprobiert – ich bin wohl einer der wenigen Frauen, die Militärdienst geleistet haben.

Ist die Arbeit als Klavierbauerin auch manchmal wirklich stark körperlich anstrengend?

Wir verschieben oftmals Instrumente, z. B. für Einlagerungen – aber das hält sich alles im Rahmen. Die Hauptarbeit, Klaviere zu stimmen und zu reparieren, ist meistens nicht stark körperlich anstrengend.

Mit wem arbeitest du am engsten zusammen?

Definitiv mit Roy, meinem Ausbilder. Mit ihm verbringe ich die meiste Zeit in der Werkstatt. Und Nicole – sie hat letztes Jahr Ihre Ausbildung zur Klavierbauerin abgeschlossen.

Was machst du letztendlich während eines normalen Tages?

Hauptsächlich repariere ich gemeinsam mit Roy Instrumente. Die häufigste Tätigkeit, ist die generelle Mechanik von Instrumenten zu regulieren, d. h. heisst Schrauben anzuziehen oder zu lösen, um den Klang zu verbessern bzw. Störgeräusche zu eliminieren. Wir tauschen auch oft Hammerköpfe aus oder ziehen sie ab. Dazu kommt das Polieren von Instrumenten.

Ausserdem stimme ich Klaviere und Flügel mindestens eine Stunde pro Tag, was auch so in der Ausbildung vorgegeben ist. Ich bin also tatsächlich in gewisser Weise “Klavierstimmerin” geworden. Ein Klavier zu stimmen, braucht aber viel Konzentration, da ist es gut auch andere Aufgaben am Tag zu haben. Was ich ebenfalls wirklich gerne mache, was aber nicht jeden Tag passiert, ist ein Klavier zu besaiten – also neue Saiten aufzuspannen.

Mehr und mehr baue ich auch regelmässig ein “unsichtbares” Luftbefeuchtungssystem in Instrumente ein – das Dampp-Chaser-System. Das ist besonders interessant für Musikschulen & Co – also für Kunden, die Ihre Klaviere und Flügel in grossen Räumlichkeiten stehen haben, wo viele Menschen ein und aus gehen. In grossen Räumen ist es oftmals schwierig, mit einem Luftbefeuchter, der nur neben einem Flügel steht, die Luftfeuchtigkeit effektiv zu regeln, und so dessen Langlebigkeit zu erhalten.

Du bist den ganzen Tag von hochklassigen Instrumenten umgeben. Hat es dir eins besonders angetan?

Der Schriftzug des Steinway & Sons A-188 (Jahrgang 1907) fällt mir immer wieder ins Auge und das Gehäuse und der Klang sind auch schon sehr schön. Ansonsten finde ich die Spielart, den Anschlag des Shigeru Kawai SK-6 Flügels sehr angenehm.

Wie lange ist Klaviermusik denn schon Teil deines Lebens?

Eigentlich spiele ich Klavier seit ich denken kann, da mein Vater pensionierter Klavierlehrer ist und lange Zeit eine eigene Musikschule hatte. Aufgewachsen bin ich mit einem Sauter-Klavier. Ich glaube, mit 16 Jahren habe ich das erste Mal bei jemanden anderen als meinem Vater Klavierunterricht genommen. Derzeit übe ich von Bach “Das wohltemperierte Klavier”. Bei meiner Abschlussprüfung in 2027 werde ich ein Stück vorspielen – mal sehen, welches es wird.

Ich bin speziell mit Jazzmusik aufgewachsen, da mein Vater Jazzpianist ist. Meine Arbeit dreht sich hauptsächlich um rein klassische Musik, aber privat höre ich als Ausgleich auch gerne Metal.

Für das Benefizkonzert hast du auch Jazzmusiker organisiert. Wofür werden die Spenden genau genutzt?

Ja, ich wollte einen Jazzabend veranstalten, und das Marc Hunziker Trio ist mir sofort in den Sinn gekommen. Ich habe sie bei einem Steingraeber-Event spielen gehört, und war sofort begeistert. Deswegen weiss ich, dass es ein wunderbarer Abend werden wird.

Bezüglich der Spenden: Der Verein zur Förderung von Musikinstrumentenbau und -schulung nutzt die Gelder für verschiedene Projekte: z. B. wurde damit der Transport der 20 gespendeten Instrumente nach Armenien im September 2023 finanziert, welche lokalen Musikschulen noch einige Jahre Freude bereiten werden.

Auch unsere Berufsschule in der Nähe von Konstanz hat in der Vergangenheit Gelder von dem Verein erhalten, in der ich mit allen anderen angehenden Schweizer Klavierbauer:innen ganze 5x im Jahr für 2 Wochen zum Lernen & für einen freundschaftlichen Austausch zusammenkomme.

 

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