Steckbrief
Beni Sigrist – Herausforderungen sind da zum Anpacken
Beni, seit Januar 2024 bist du im Unruhestand?
Genau, ich habe nun die offizielle Annehmlichkeit, dass ich nur noch drei Tage arbeite und vier Tage Ferien habe. Inoffiziell gibt es doch immer wieder so Spezialfälle, die ich dann in meinen Ferien übernehme. Letztendlich ist es ja auch toll, wenn du noch als Notnagel dienen darfst.
Neben dem offiziellen ehemaligen Inhaber, was ist dein inoffizieller Jobtitel im Unruhestand?
Ich bin Diener der Musik, um aus scheinbar aussichtslosen Instrumenten wieder Perlen zu schaffen. Was mich mindestens genauso fasziniert wie der Beruf selber, sind oft die persönlichen Geschichten, die mir Menschen anvertrauen, wenn ich zu ihnen nach Hause komme. Und ich höre nicht nur, sondern erlebe auch oft die spannendsten Geschichten. Ich hatte schon so einiges auf dem Arm – einen Papagei, ein Tigerbaby oder auch eine Schlange, die sich dann in mein Hemd verkrochen hat. Da blüht das Klavierbauer-Herz auf, auch wenn es mit Klavieren nichts zu tun hat.
Wer hat überhaupt den Spitznamen Beni erfunden?
Na ja, mein Geburtsname ist ja eigentlich ganz anders. Als ich vor 41 Jahren, 1979, auf eine neue Freundesgruppe stiess, fragten sie mich, wie ich heisse – Heinrich Stefan, sagte ich. Aber ich war diesen Namen schon längst überdrüssig, aber längst. Es gibt so viele Lumpenlieder, die den Namen Heinrich in den Schmutz ziehen
Da sagte der eine: “Weisst du was, du bist der Jüngste, du heisst jetzt Beni.” Den Freund hatte ich schon damals sehr geschätzt, weil er einfach eine große Weisheit und Lebensfreude in sich hatte. So habe ich keine Zehntelsekunde überlegt, der Moment war einfach rundum stimmig, und ich dachte mir nur – ja, ab jetzt heisse ich Beni.
Seitdem habe ich mich überall nur noch Beni genannt, ausser bei meinen Eltern und Grosseltern. Als unser erster Sohn dann geboren wurde, habe ich mich auch mit einer offiziellen Namensänderung auseinandergesetzt und gesehen, das ist ja gar keine so grosse Geschichte. Nun bin ich selbst fürs Militär, die Banken und Behörden offiziell Benjamin Heinrich Stefan Sigrist.
Wie bist du dazu gekommen, Klavierbauer zu werden?
Ich bin mit 3 jüngeren Geschwistern aufgewachsen, die alle sehr musikalisch waren. Mein Bruder hat Schlagzeug und Gitarre gespielt und meine Schwestern haben Klavier gelernt. Ich habe Flöte, Klarinette und dann Oboe gespielt.
Mein Vater spielte sehr gut Klavier – das habe ich immer zu Hause mitbekommen. Er hat mich auch öfters mal auf dem Klavier begleitet, wenn ich Oboe gespielt habe – das war ganz schön.
Als dann der Klavierstimmer bei uns zu Hause vorbeigekommen ist, meinte meine Mutter: “Das wäre doch etwas für dich. Da könntest du doch eine Schnupperlehre bei Jecklin machen”. Gesagt, getan – ich musste sogar eine Woche Ferien aufgeben, um diese 14 Tage Schnupperlehre zu machen. Diese verlorene Woche ärgert mich danach.
Offensichtlich habe ich mich nicht so daneben benommen, sodass sie mich gerne genommen haben. Nach der Schule war ich dann in der Rekrutenschule und habe anschliessend mit 16 die Ausbildung beim Musikhaus Jecklin in Zürich zum Klavierbauer begonnen.
Was hat dich auf die Oboe gebracht?
Früher ist man mit den Eltern zum Dirigenten von der Stadtmusik Uster gegangen und der hat dann die Eltern beraten, was ihr Kind taugt. In der Stadtmusik hat irgendwann ein Oboist gefehlt und dann hiess es der Sigrist könnte doch Oboe spielen – er soll jetzt Oboe lernen.
Da war ich dann auch eine gewisse Zeit sehr intensiv am Üben und am Mitspielen bei der Stadtmusik Uster. Einen Moment lang habe ich auch überlegt, ob ich Oboist werden möchte. Aber eigentlich vom Urgrund her, wollte ich mal Trompete lernen.
Letztendlich hast du nicht viele Konzerte selber gespielt, sondern wurdest Konzertstimmer?
Ja, nach der Lehre haben sie bei Jecklin gemerkt, dass meine Stimmungen anscheinend gut zu gebrauchen sind und so haben sie angefangen, mich unter anderem in die Tonhalle in Zürich für Konzerte zu schicken.
Ich habe mich schon früh als Diener für die Musik gesehen. Es gibt den Gastarbeiter, der seinem Töchterchen ein Klavier geleistet hat und ermöglichen möchte, dass es Klavier spielen kann – der kriegt eine Top-Sigrist-Stimmung. Ich gebe mir genau dieselbe Mühe für den Gastarbeiter, wie für den grössten Konzertpianisten.
Dann hast du auch jahrzehntelang Stimmkurse geleitet?
Ja, ich war lange Instruktor für die überbetrieblichen Kurse im Klavierstimmen. Heutzutage führe ich das Lehren in kleinem Kreise bei uns in der Werkstatt weiter. Das ist ein Riesenspass, mit unserer Léia zusammenzuarbeiten – das ist so eine lernbegierige und flinke Frau.
Was hat dich dann in die Selbständigkeit geführt?
Ganze 23 Jahre lang war ich bei Jecklin tätig, vor allem im Aussendienst. Als 1997 dann das Geschäft verkauft werden sollte, war das für mich der Moment zum Absprung in die Selbständigkeit. Beginnend mit dem 1. November 1997 war ich dann 20 Jahre lang Solo-Selbständiger, mit einer 15 Quadratmeter grossen Werkstatt in Zollikerberg. Das Musikhaus Jecklin gehört heute Musik Hug und wir unterstützen uns gegenseitig.
Ich muss dazu sagen, meine Frau Judith hat mir schon immer, seit Beginn meiner Selbständigkeit, den Rücken freigehalten. Noch heute macht sie die Buchhaltung mit grösster Akribie und Sorgfalt. Dafür bin ich enorm ihr dankbar.
Zu Beginn deiner Selbständigkeit hast du auch überlegt, der erste reitende Klavierstimmer zu werden?
Das stimmt, den Gedanken habe ich reichlich im Kopf gedreht und wirklich ganz ernsthaft durchdacht. Aber dann habe ich auch die Stadt Zürich gesehen. Dieser Verkehr und diese Warterei für das Pferd, das wäre einfach ein Unding gewesen. Das könnte man machen, wenn man hauptsächlich über Feld und Wald reitet. Dann musste ich sagen, bei aller Liebe zu den Pferden – nein.
Wie kam es dazu, dass Josias und Laura mit eingestiegen ist?
Anfang 2017 nach 20 Jahren Selbständigkeit habe ich noch zu meiner Frau gesagt: “weisst du, bis heute haben wir so viel gearbeitet, nun machen wir es uns ein bisschen gemütlicher.” Kurze Zeit später fragte Josias, ob er ab Oktober bei mir mitarbeiten könne. Und vor allem sagte er im Nachsatz: “Gell, Deine Werkstatt ist dann aber zu klein!”
Da habe ich wirklich im Geiste eine Nadel auf den Ballon zufliegen sehen. Der Ballon, der Traum weniger zu arbeiten, der ist in der Sekunde geplatzt, wo er das mit der zu kleinen Werkstatt gesagt hat. Josias hatte im Sinn eine neue Firma zu gründen – den “Piano Service Beni Sigrist” in die “Piano Sigrist GmbH” zu verwandeln. Da war mir klar, dass das Anpacken bedeutet – und los ging es.
Wie habt ihr dann die grössere Werkstatt in Hinwil gefunden?
Ich hatte schon seit längerem den Flügel, der im Mehrzwecksaal im Areal steht, gestimmt. Im September 2017 war dann einmal statt der Gesangslehrerin, Urs Neukom, der Inhaber des ganzen Areals während der Stimmung da. Wir waren in Plauderstimmung und ich habe ihm beiläufig davon erzählt, dass mein Sohn jetzt bald kommt, mitarbeiten will und wir dafür eine grössere Werkstatt bräuchten. Nicht 1 % habe ich daran gedacht, dass irgendetwas daraus entstehen könnte.
Und Urs meint nur er hätte da Räume frei unten im zweiten Stock, er hätte sie schon dreimal vermieten können, aber es hat ihm bisher niemand gepasst. Als ich in den Raum reinkam, ist mir das Herz sofort aufgegangen. Ich wusste, das ist der Raum – den müssen wir nehmen.
Und dann habt ihr Familienrat gehalten?
Ja, genau, wir haben die Köpfe zusammengesteckt. Eine Woche danach haben Laura und Josias eine Zeichnung vorgelegt, wie sie sich vorstellen, wie die Räumlichkeiten aufgeteilt werden sollten. Es war damals ein einziger Raum – aber Laura und Josias haben die Herausforderung mit Handkuss angenommen und wir haben die Aufteilung dann auch genau so umgesetzt.
Das hat mich einfach wirklich zutiefst berührt, dass so etwas möglich geworden ist. Vor allem auch dass die beiden wollten, fragten, das Geschäft zu übernehmen, lieber gestern als morgen. Wir sind nun mit Freude Angestellte der beiden und haben ihnen seit 2021 auch auf dem Papier die Geschäftsinhaberschaft überlassen.
Kollegen, die wir seit Jahrzehnten kennen, haben daraufhin mitbekommen, dass wir eine neue Werkstatt einrichten, und haben uns gefragt, ob wir nicht ein paar Sachen brauchen können. So sind wir zu genialen Werkzeugen, Materialien und Maschinen gekommen. Da gab es wirklich ein Riesensupport.
So konnten wir mit einer gut ausgerüsteten Werkstatt starten. Und ich muss sagen, es erfüllt mich mit grösster Freude, wenn ich jetzt sehe, wie Josias und Laura das Werk weiterführen. Wir haben von einer Werkstatt geträumt, vielleicht von 100 Quadratmetern, aber sicher nicht mit 350 am Anfang und jetzt 650 Quadratmetern – und wir diese tatsächlich mit Leben füllen. Ich kannte 20 Jahre lang nur meine 15 Quadratmeter.
Warum habt ihr von 350 auf 650 Quadratmeter erweitert?
Unser geschätzter Vermieter wieder. Er ist auf uns zugekommen und meinte, er hätte da wieder was Freiraum. Dann sind wir auf den Gedanken gekommen, Einlagerungen von Klavieren und Flügeln anzubieten.
Normalerweise ist es ja so, einen Vermieter siehst du am liebsten von weitem oder gar nicht. Aber wenn Urs kommt, herrscht einfach Freude. Er hatte vor einigen Wochen sein 40-jähriges Arbeitsjubiläum im Areal gefeiert. Dazu hat er alle vom Areal im Tobel eingeladen, unten auf dem Platz zu Pizza, Getränken und Eis.
Hierfür hat Josias die Pianistin Daria Vasileva, gefragt, ob sie bereit wäre, eine Viertelstunde lang für ihn zu spielen. Na klar, sagte sie. So haben wir während des Festes Urs abgelenkt, ein Klavier auf den Platz gestellt und sie hat ihm ein Ständchen gehalten. Wir haben natürlich vorher rausgefunden, welche Stücke er besonders gerne mag. Als Daria die Stücke angekündigt hat, hat Urs gleich die Hände in die Luft geworfen vor lauter Freude. Das war so herzergreifend schön. Das sind einfach so Geschichten, die spontan passieren und dann halten wir kurz die Köpfe zusammen: Machen wir das? Ja!
Daria Vasileva spielt demnächst auch ein Werkstattkonzert, oder?
Ja genau ein Valentintagskonzert am 14.02.2025 – sie ist einfach eine so herzensgute Pianistin, mit einer Fröhlichkeit, die unbändig schön ist.
Deswegen habe ich sie auch vor einer Weile mit Doris Nufer, einer befreundeten Floristin in Kontakt gebracht und habe die beiden gefragt, ob sie nicht ein Blumenkonzert zusammen machen könnten: Blumengebinde und Musik vereinen. Auf solche Ideen komme ich noch mit meinen 65 Jahren. Vor ein paar Tagen wurde das Ganze realisiert. Das war ein Riesenhighlight für alle Gäste, sie waren regelrecht im 7.Himmel und richtig erfüllt von der Schönheit dieses Konzertes.
Aber erst einmal kommt das Werkstattkonzert mit Janick Čech, dem Gewinner des Kharkiv Meets Zurich Wettbewerbs?
Ganz genau, der ist auch brillant und ich freue mich sehr, dass er zu uns kommt. Die Geschichte war auch was – normalerweise findet alle zwei Jahre ein Wettbewerb in Kharkiv in der Ukraine statt, der die weltweit besten jungen Klaviertalente zusammenbringt. Da jetzt aber Bomben auf diese Stadt fallen, konnte der Wettbewerb nicht wie gewöhnlich stattfinden. Gemeinsam mit einem befreundeten Pianistenpaar, dem Rektor der Kantonsschule Uster und anderen, haben wir uns gedacht: Denen müssen wir helfen.
Wir übernehmen jetzt die Patenschaft für ihren Wettbewerb, den sie nicht durchführen können, und machen das Ganze in der Schweiz. Wir haben das in einem ¾ Jahr auf die Beine gestellt – und einfach mit vollem Karacho bis Februar 2024 gearbeitet.
Dann entstehen so wunderschöne Geschichten, dass du plötzlich 55 Jugendliche aus der ganzen Welt in der Kantonsschule Uster hast. Aus Australien, Japan, China, Europa oder den USA – wirklich aus der ganzen Welt kamen diese Jugendliche. Ein ganzes Gymnasium hat vibriert von der Musik, anstatt wie sonst vor sich hinzu plätschern.
Wir haben mit den Ukrainern, die den Wettbewerb sonst organisieren, häufig Videocalls gehabt. Und manchmal sagten sie, heute musste ich per Videostream im Badezimmer unterrichten, weil die Bomben so nah gefallen sind, dass ich nicht in die Musikschule kann. Das geht nah.
Dann kommen diese Leute per Bus nach Uster. Die Leute, die du immer per Videocall gesehen hast, stehen plötzlich Angesicht zu Angesicht vor dir und du kannst sie in die Arme schliessen. Aber dann nach einer Woche gingen sie wieder zurück in die Ukraine, wieder in diese Ortschaften, wo gebombt wird.
Man muss sagen, besonders Kawai hat uns sehr dabei unterstützt, diesem gestrandeten Wettbewerb zu neuem Leben zu verhelfen. Sie haben den Wettbewerb gesponsort und uns einen Shigeru Kawai SK-6 Konzertflügel zur Verfügung gestellt. Janick Čech wird auch auf diesem beim Werkstattkonzert spielen.
Jasmin Tan, unsere ehemalige Auszubildende, hat vor kurzem auch Kawai in Japan besucht. Sie hat dort andere Klavierbauer, z. B. aus Finnland und Australien getroffen und viel über Kawais effiziente Arbeitsmethoden gelernt. Das hat sie alles in einem Bericht für den Schweizer Klavierbauerverband festgehalten, in dem ich auch 25 Jahre im Vorstand tätig war.
Neben der Ukraine hilfst du schon länger Armenien und bringst Sattelschlepper voller Pianos dorthin?
Ja, der letzte Sattelschlepper ging nach Armenien, aber das erste Auslandshilfsprojekt entstand dadurch, dass ich eine bulgarische Pianistin aus Basel kennenlernte. Sie gab mir die entscheidenden Tipps, wie wir Pianos nach Bulgarien bringen konnten. Vor allem zwei Radiosendungen haben uns dann geholfen, ganze Klavier-, Matratzen- und Notenberge nach Bulgarien zu transportieren.
Vielleicht habe ich auch nicht lange gezögert, beim Radio anzurufen, weil ich in grauer Vorzeit, um 1984, schon einmal in einer Radiosendung war – da ging es um Mädchenhaare in Hygrometern. Als Klavierfachmann sollte ich erklären, warum es wichtig ist, die Luftfeuchtigkeit mit einem Hygrometer zu messen.
Dazu erzählte ich die Geschichte, dass es damals im Berner Oberland Brauch war, dass Mädchen sich die Haare lang wachsen liessen und ihren Rossschwanz dann mit 18 für CHF 100,- einer Hygrometerfirma verkauften. Das war dazumal viel Geld.
Hygrometer brauchten damals noch Menschenhaare, um eine genaue Anzeige der Luftfeuchtigkeit zu geben. Denn diese dehnen sich bei Feuchtigkeit aus, und bei Trockenheit ziehen sie sich zusammen. Man kann solche Hygrometer immer noch kaufen, aber die meisten Hygrometer sind natürlich heutzutage digital.
Egal welche Form von Hygrometer, bis heute ist es so, dass jeder Pianobesitzer eins haben sollte, um langfristig hohe Reparaturkosten zu vermeiden. Wenn ein Raum über lange Zeit sehr trocken ist, bekommt der Resonanzboden nach und nach Risse – und diesen zu reparieren ist aufwendig. Luftbefeuchter sind praktischerweise gut für das Klavier und für die Gesundheit.
Als gestandener Fachmann für Klavierreparatur – von wem kannst du noch lernen?
Josias hat Kontakt zur Klangmanufaktur in Hamburg aufgenommen. Da arbeiten einige ehemaligen Meister von Steinway, die ich wirklich für ihre wunderschönen Reparaturen bewundere.
Das erfüllt mich auch sehr, dass wir immer wieder mit Fachleuten zusammenarbeiten, die ein geniales Wissen haben über gewisse Teilaspekte vom Klavier- und Flügelbau. Nun können wir einige dieser Reparaturen auch bei uns ausführen. Zudem kommen Lernenden von ihnen zu uns und andersherum.
Deine 4 Enkelkinder wurden noch nicht angelernt?
Nein, nein, die sind alle zwischen 1 und 5 – die produzieren erstmal selbst die wildesten Kindergeschichten. Da wird man auch sehr schnell eingespannt, wenn man mehr Freizeit hat. Die nutzen meine Frau und ich neben den Enkelkindern aber auch, um in die Natur rauszugehen. Wir gehen ganz häufig im Sommer baden und wandern.
Was für Musik hörst du in deiner Freizeit?
Vieles – ich bin da relativ breit aufgestellt. Ich kann mich begeistern für Musiker, die aus einem Instrument schier Unmögliches heraus zaubern. Da gibt es z. B. eine Frau aus Jugoslawien, die unglaublich toll Handorgel spielt oder einen Mann aus Schweden, der so phänomenal Klarinette spielt.
Hörst du auch Podcasts?
Spotify habe ich, nutze ich aber selten und einen Podcast habe ich dort noch nicht gehört – aber ich weiss, sollte ich mal. Ich habe nur selber so viele Podcasts am Laufen, dass ich gar nicht dazu komme. Podcasts nur im übertragenen Sinne, da ich mit so vielen Leuten rede und telefoniere. Gerade heute sagte eine Kundin zu mir: “Herr Sigrist, Sie müssen aber mal ein Buch schreiben.” Ich habe ihr gesagt, wenn ich mit 90 noch beieinander bin, dann beginne ich zu schreiben, aber vorher produziere ich lieber noch Geschichten.
Wie lange dauert es denn noch bis 90?
Ich bin Jahrgang ‘58, also 65 Jahre alt – da will ich noch ein paar Geschichten erleben, bevor ich anfange zu schreiben.
Denn wenn etwas gut ist, dann klingen bei mir alle Glocken und ich spüre wie ein inneres Signal, das auf Grün steht. Dann gehe ich los, noch nicht wissend, in was für eine Geschichte ich einsteige. Das macht das Leben so reich und spannend.
Man sagt, der Klavierbauer hat keine grossen Aufstiegschancen, der kann bloss mal ein eigenes Geschäft haben. Nein, das stimmt nicht. Man kann ganz, ganz viel machen und erleben, aber man muss bereit sein, etwas zu riskieren.
