Josias Lieblingsinstrument: der August Förster 215 PS Special Edition

Josias, wenn Geld keine Rolle spielen würde, welchen Flügel würdest du dir selbst in deine Villa stellen?

Den August Förster 215 PS Special Edition – an dem konnte ich mich so richtig austoben und z. B. unsere eigens entwickelten Piano Sigrist Hammerköpfe einbauen.

Der Flügel ist eine Special Edition, da er unsere erste eigene Weiterentwicklung gemeinsam mit Annekatrin Förster und ihrem Team ist. Bei diesem nagelneuen Flügel haben wir mit unseren Methoden noch die letzten 10 % herausgeholt, sodass der Klang für die Grösse des Flügels meiner Meinung nach unschlagbar ist. Wirklich Hochachtung dafür an das August Förster Team, wie offen sie für unsere Anliegen waren!

Warum brauchte es unbedingt eure eigenen Hammerköpfe?

Hammerköpfe waren immer ein leidiges Thema bei uns. Wenn ich ehrlich bin, denke ich schon seit Beginn meiner Ausbildung, also seit 2006, darüber nach, dass die am Markt verfügbaren Hammerköpfe oft suboptimal sind. Wenn wir den Klang optimieren wollten, wussten wir nie, ob das Endklangresultat vom Hammerkopf oder vom Rest des Flügels kam.

Wir sind von der handelsüblichen Meinung ausgegangen: Ein Hammerkopfaustausch sollte möglichst den Originalzustand wiederherstellen, also sprich möglichst das gleiche Holz, die gleiche Grösse, die gleiche Filzfarbe, Filzart und Pressung wie die original eingebauten Hammerköpfe haben.

Wir reparieren aber nicht selten alte oder gar 100-jährige Flügel, und wir können schwer einen brauchbaren «gleichen» 100-jährigen Hammerkopfsatz beschaffen. Die heutzutage hergestellten Hammerkopfsätze werden anders gepresst und gebaut als vor 100 Jahren. Also gleich bzw. original geht so oder so nicht. Von dem her sind wir von dieser Vorstellung komplett weggekommen.

Dann ist der Frust einfach weiter und weiter gestiegen, bis er zu gross wurde. Irgendwann haben wir uns auf die Suche gemacht, weil wir uns gesagt haben: Hey, ein Formel-1-Rennfahrer hat 3 Reifen für verschiedene Bedingungen, und die kennt er in- und auswendig. Er weiss genau, mit dem Reifensatz kann ich bei den Bedingungen gewinnen. Der muss sich keinen Kopf darum machen, sich für jedes Rennen mit komplett neuen Reifen auseinanderzusetzen.

Letzten Endes soll der Kunde von uns einen Formel-1-Flügel bekommen, nicht nur einen reparierten Flügel, sondern einen, der auch wirklich zum Musizieren anregt. Es gibt nichts Schöneres, als zu sehen, wenn jemand gemeinsam mit seinem Flügel wieder neu auflebt und Lieder und Musik neu erfährt.

Also war das unsere Intention: Wir wollen, genau wie ein Rennfahrer, auch diese 3 Arten von Reifensätzen – übertragen auf unsere Profession wären das dann 3 Hammerkopfsätze. Und damit haben wir jetzt vollen Erfolg.

Nach 2 Jahren Tüfteln stellt nun ein Kollege, mit dem ich mal fast zur gleichen Zeit ein Praktikum bei dem Hammerkopf-Hersteller, Ronsen Piano Hammer, in New York gemacht habe, unsere eigenen Hammerköpfe her. Seit unserer ersten Bekanntschaft tauschen wir uns regelmässig aus. Er weiss schon, wenn ich anrufe, dann kommt wieder irgendein Spezialwunsch (lacht).

Eigentlich bist du nebenberuflich noch Erfinder, oder?

Ja und nein. Ich zähle einfach gern eins und eins zusammen. Ich schaue, ich kombiniere und ich entwickle ja nicht selber, darum bin ich eigentlich kein Wissenschaftler. Ich bin sehr gut darin, das Wissen von anderen zu kanalisieren, es auf mein Problem zu fokussieren und dann eine Lösung für dieses Problem zu entwickeln, anhand von dem, was ich gesehen, gehört und gelernt habe.

Die ganze Hammerkopf-Geschichte, das war nicht ich, das war unser Team. Wir haben als Team gesagt, wir sind unzufrieden und haben uns zusammengesetzt. Klar, ich hatte den grössten Frust. Ich bin halt mit Leib und Seele Klavierbauer – das ist nicht nur mein Beruf, sondern auch mein Hobby, sonst würde ich nicht so viel daran rumdenken.

Aus welchem Holz sind eure Formel-1-Hammerkopfsätze nun geschnitzt?

Für Flügel nutzen wir für die hohen Töne Bambushammerkerne und für die mittleren und tiefen Töne Nussbaumhammerkerne. Bei Klavieren arbeiten wir mit Ahorn. So erzielen wir einen besonderen Klang vom sanftem Pianissimo bis zum kraftvollen Fortissimo.

Der Unterfilz hat zudem unsere dunkelrote Logofarbe. Unser Logo ist auch drauf, ausser wir fräsen es weg, was wir manchmal in Kauf nehmen, um den Hammerkopf individuell anzupassen. Was wir allerdings nie wegfräsen, ist die Seriennummer, damit wir jeden einzelnen Hammersatz identifizieren können, falls mal Probleme auftreten. Einen Hammerkopf mit der Seriennummer bekommt der Kunde übrigens als Geschenk überreicht, was richtig gut ankommt.

In wie viele Instrumente habt ihr die Hammerköpfe mittlerweile schon eingebaut?

Wir haben sicher schon fast zwei Dutzend Sätze verbaut. Ein paar magische Momente hatten wir schon mit Künstlern, z. B. als Noëmi Bischof bei uns Tonaufnahmen gemacht hat. Sie hatte unter allen Flügeln im Ausstellungsraum die freie Auswahl und hat den August Förster 215 ausgewählt.

Ihre Worte waren: «Der Flügel hat einen heiligen Klang.» Am 11. Juli 2025 spielt sie dann auch ein Werkstattkonzert bei uns und veröffentlicht erstmals ihre CD – deren Aufnahmen aus unserem kleinen, aber feinen Tonstudio stammen, mit dem wunderbaren Klang unserer August Förster 215 Special Edition.

Auch Daria Vasileva wird schon am 14.02. zum Valentinstag auf dem August Förster 215 PS Special Edition spielen – darauf freuen wir uns schon!

Stellt noch irgendjemand anderes seine eigenen Hammerköpfe her?

Die Hersteller verwenden für neue Instrumente meist ihre eigenen spezifischen Hammerköpfe, aber von Reparateuren habe ich das noch nicht gehört. Wir wollten das mit den Hammerköpfen jetzt einfach mal angehen, vor allem auch, weil wir die Ausschreibung der Stadt Zürich für uns gewinnen wollten.

Die Musikschule und das Konservatorium der Stadt Zürich machen alle 4 Jahre eine Ausschreibung für neue Instrumente, die sie dann anschaffen. 2020 haben wir diese Ausschreibung gewonnen und 60 Instrumente über 4 Jahre geliefert – mit 100 % Zufriedenheit und keinem einzigen Garantiefall.

Wir warten noch, Stand Februar 2025, auf Rückmeldung, ob wir die Ausschreibung dieses Jahr und speziell mit dem August Förster in seiner Kategorie gewonnen haben. Die Zusammenarbeit mit dem Konservatorium der Stadt Zürich hat uns übrigens auch noch zu einer anderen Weiterentwicklung bzw. Erfindung inspiriert – dem Piano-Sigrist-Rollensystem, aber dazu ein andermal mehr.

 

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